Dysphagie: Symptome
Hinweise und erste Anzeichen einer Dysphagie können sein:
- häufiges Verschlucken, Kloßgefühl beim Schlucken
- Kauschwäche
- verminderte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
- Herausfließen von Speichel/Nahrung aus Mund („Drooling“) oder Nase
- Verbleib von Nahrung und Flüssigkeit im Mund
- Husten oder Räuspern
- Erstickungsanfälle
- Veränderungen des Stimmklangs (gurgelnde Stimme, Heiserkeit)
- unklares Fieber
- das Auftreten von Pneumonien
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust
Nicht immer wird eine Dysphagie mit Schutzreflexen wie Husten, Räuspern oder Würgen begleitet. Eine solche sogenannte stille Aspiration ist besonders gefährlich, da Essen, Getränke oder Speichel in die unteren Atemwege einläuft, ohne dass den Betroffenen das Verschlucken sofort anzumerken wäre. Rezidivierende Fieberschübe oder eine starke Verschleimung beziehungsweise brodelnde Stimme bei fehlendem Husten oder Räuspern sowie vermehrtes Nachschlucken weisen auf eine derartige Problematik hin. [Quelle: Medizinischer Dienst der Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS): Grundsatzstellungnahme Essen und Trinken im Alter, Mai 2014]
Prävalenz von Dysphagie und Malnutrition bei verschiedenen Krankheitsbildern
In der Regel finden sich Schluckstörungen selten isoliert; meist treten sie als Folge oder Symptom einer erworbenen Grunderkrankung auf. Neurologische oder maligne Erkrankungen können mit einer Dysphagie assoziiert sein, insbesondere in der Geriatrie treten häufig Schluckstörungen auf. Des Weiteren können Dysphagien als Folge einer längeren Intubation zum Beispiel im Rahmen einer größeren Operation auftreten.
Unabhängig von der zu Grunde liegenden Erkrankung beeinträchtigt eine Dysphagie die Nahrungsaufnahme und kann zu ungewolltem Gewichtsverlust und einer Mangelernährung führen, mit Folgen für die Gesundung beziehungsweise den Krankheitsverlauf. Dysphagien sind ein bedeutender Risikofaktor für Ernährungsdefizite.
Neurogene Dysphagie
Dysphagien gehören zu den häufigsten und zugleich gefährlichsten Symptomen vieler neurologischer Erkrankungen. Besonders häufig ist ein Schlaganfall der Grund für eine Schluckstörung: in der Akutphase sind mindestens 50 % der Patient:innen von Schluckstörungen nach einem Schlaganfall betroffen. Nach 6 Monaten weisen noch gut 10 % eine Schluckstörung auf – mit Folgen für ihren Ernährungszustand: eine Mera-Analyse zeigt: die Prävalenz von Mangelernährung beträgt in der hyperakuten Phase 19 %, in der frühen subakuten Phase bis zu 37 % und in der chronischen Phase 30 %. Daneben können Dysphagien im Verlauf progredienter Erkrankungen wie Demenz, Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose auftreten, bei rasch fortschreitenden Erkrankungen wie Chorea Huntington oder Amyotrophe Lateralsklerose entwickeln nahezu alle Betroffenen im weiteren Krankheitsverlauf eine Dysphagie. [Quellen: Dziewas R., Pflug C. et al., Neurogene Dysphagie, S1-Leitlinie, 2020, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: AWMF Leitlinienregister (abgerufen am 01.03.2023); Wirth R, Dziewas R, Jäger M. et al. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESEKES, der AKE, der DGN und der DGG: Klinische Ernährung in der Neurologie. Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38: 257-282; Huppertz V, Guida S, Holdoway A, Strilciuc S, Baijens L, Schols JMG, et al. Impaired nutritional condition after stroke from the hyperacute to the chronic phase: a systematic review and meta-analysis. Front Neurol. (2022)]
Tumorbedingte Dysphagie, Kopf-Hals-Tumor
Für Patient:innen mit einem Kopf-Hals-Karzinom stellt die Nahrungsaufnahme oftmals eine Herausforderung dar. Je nach Tumorgröße, Lokalisation, Therapieform und Dauer seit Ende der Therapie leiden bis zu 71 % der Betroffenen an Schluckstörungen, wodurch Essgewohnheiten umgestellt oder verändert werden müssen. Dies kann zu einem zum Teil erheblichen Gewichtsverlust bei bis zu 80 % der Betroffenen führen. [Quelle: Hutcheson, K.A.; Nurgalieva, Z.; Zhao, H.; Gunn, G.B.; Giordano, S.H.; Bhayani, M.K.; Lewin, J.S.; Lewis, C.M. Two-year prevalence of dysphagia and related outcomes in head and neck cancer survivors: An updated SEER-Medicare analysis. Head Neck 2019, 41, 479-487, doi:10.1002/hed.25412]